...dass das Publicum ein Recht auf den Beirath rechtskundiger Sachwalter in freier Concurrenz hat...

(Rudolf Gneist, Freie Advocatur, 1867)

Preisauslobung 2012

Festakt für die Preisträgerin Angela Borgstedt

Am 15. November wurden im Rahmen einer kleinen Feier – unter der Schirmherrschaft des rheinland-pfälzischen Justizministers – die Preisträgerin und ihr Werk gewürdigt.

Nach einem kurzen Willkommen durch den Vereinsvorsitzenden sprachen Herr Staatsminister Hartloff und der frühere Präsident der RAK Koblenz, Herr Justizrat Dr. Westenberger Grußworte, wobei letztgenannter auch die Grüße des Präsidenten der Bundesrechtsanwaltskammer überbrachte. Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt Dr. Detlev Fischer, Richter am Bundesgerichtshof und Vorsitzender des Vereins Rechtshistorisches Museum e.V. Karlsruhe, anschließend erfolgte die Übergabe der Verleihungsurkunde.

Der Festakt wurde umrahmt mit Musik, es spielte das Goethe-Trio.

Nachfolgend die Presseerklärung, mit der die Preisvergabe mitgeteilt wurde:

Preis des Forums Anwaltsgeschichte erhält die Historikerin Angela Borgstedt

Der im Jahre 2012 zum dritten Mal ausgelobte und mit € 4000.- dotierte Preis für einen herausragenden Beitrag zum Verständnis der Anwalts- bzw. Advokaturgeschichte wird der Karlsruher Historikerin Angela Borgstedt für ihr Werk

„Badische Anwaltschaft und sozioprofessionelles Milieu in Monarchie,
Republik und totalitärer Diktatur 1864-1945“

zuerkannt. Die aus den Professoren Hans-Peter Haferkamp (Köln), Michael Kißener (Mainz) und dem Vereinsvorstand (den Rechtsanwälten Tillmann Krach und Hubert Lang) bestehende Jury prämiert damit eine Forschungsarbeit, die unter Zuhilfenahme in weiten Teilen noch nie untersuchter Quellenbestände den Versuch unternimmt, Entwicklungen und Brüche anwaltlicher Berufsausübung über drei politische Systeme hinweg darzustellen und zu analysieren.

Die schon deswegen nahe liegende regionale Beschränkung schadet nicht, denn zum einen ermöglicht der umfassende Bestand archivalischer Quellen – vor allem in Form von Sach- und Personalakten – eine gründliche und in die Tiefe gehende Recherche, zum anderen sind viele Erkenntnisse durchaus auf andere deutsche Länder übertragbar. Borgstedt eröffnet uns aufschlussreiche Einblicke in die soziale Struktur unseres Berufsstandes, seine Selbstwahrnehmung und seine Verortung in der (bürgerlichen) Gesellschaft. Sie beschreibt Solidarisierungs- und Entsolidarisierungsprozesse in Zeiten des politischen Umbruchs, Nähe und Distanz der Anwälte zur Politik, ihre gesellschaftliche Rolle, ja sogar Wohnumfeld und Büroeinrichtung anhand von Beispielen, die sie den Ministeriums-, Gerichts- und Personalakten und einer umfassenden Auswertung veröffentlichter und nicht publizierter Lebenserinnerungen verdankt. Die Stärke ihres Werkes liegt in seinem quellengesättigten Facettenreichtum, das vor allem dem sozialgeschichtlich interessierten Leser ganz neue Perspektiven eröffnet. Mit seiner Ausrichtung ist das Buch ein Paradebeispiel für einen „Beitrag zur Anwalts- und Advokaturgeschichte“, wie er mit dem ausgelobten Preis gewürdigt werden soll.

Die Preisträgerin ist seit vielen Jahren Mitarbeiterin und seit 2010 Geschäftsführerin der Forschungsstelle „Widerstand gegen den Nationalsozialismus im deutschen Südwesten“. Sie hat über die Entnazifizierung in Karlsruhe 1946-1951 promoviert und sich mit dem ausgezeichneten Werk habilitiert. Derzeit ist sie Akademische Rätin am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte am Historischen Institut der Universität Mannheim (Prof. Steinbach). Die offizielle Preisverleihung wird im Rahmen eines Festaktes – und unter der Schirmherrschaft des rheinländ-pfälzischen Justizministers – voraussichtlich am 15.  November in Mainz stattfinden.

 

Mainz, den 13. April 2013

Für die Jury: Dr. Tillmann Krach