...dass das Publicum ein Recht auf den Beirath rechtskundiger Sachwalter in freier Concurrenz hat...
(Rudolf Gneist, Freie Advocatur, 1867)
Rudolf Olden und Dr. Alfred Apfel
LA Berlin F Rep. 290-02-06 Nr.39
Das Foto zeigt (von links nach rechts) Rudolf Olden, Carl von Ossietzky und Dr. Alfred Apfel. Die Aufnahme stammt nicht, wie in der Begleitpublikation zur Ausstellung angegeben, aus dem Jahre 1931, sondern wurde im Juli 1932 während einer Verhandlung vor dem Berliner Landgericht gefertigt. Von der Verteidigerbank in diesem Prozess gibt es interessanterweise (mindestens) drei Fotografien, von denen eine – nämlich diejenige, die auf der Startseite dieser Homepage zu sehen ist – an anderer Stelle auch schon seitenverkehrt präsentiert wurde. Ob alle Rosenthal zu verdanken sind, entzieht sich meiner Kenntnis.
Näheres über Gegenstand und Verlauf des Prozesses kann man den Zeitungsberichten entnehmen, die hier nachzulesen sind:
Bericht 1: Die beleidigte Reichswehr
Bericht 2: Ossietzky wieder vor Gericht
Bericht 3: Ossietzky freigesprochen
Bericht 4: Freispruch Ozzietzkys bestätigt
Bericht 5: Freispruch im Ossietzky Prozess
Zu den Anwälten:
Rudolf Olden, 1885 (Stettin) bis 1940 (Opfer eines deutschen Torpedoangriffs auf das Schiff, mit dem er in dies USA emigrieren wollte) vgl. auch http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Olden (mit einem vor der Strafanstalt Tegel aufgenommenen Foto, auf dem auch Ossietzky und Apfel zu sehen sind).
Zugelassen in Berlin, Mitarbeiter des Berliner Tageblatts, der Weltbühne und des Tagebuches, aktiv in der Liga für Menschenrechte, Strafverteidiger in diversen politischen Prozessen.
Nach dem Reichstagsbrand Flucht über die Tschechei, Österreich, Schweiz, Frankreich, 1934 England, Verfasser von Biographien über Hitler und Hindenburg, Mitarbeiter von Exilzeitschriften.
Alfred Apfel, 1882 (Düren) bis 1941 (Marseille), vgl. auch http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Apfel (mit dem selben Foto wie bei Olden). Zugelassen in Berlin, Verteidiger in politischen Prozessen, aktiv in jüdischen Organisationen, nach 1933 Berufsverbot und Ausbürgerung, Flucht nach Paris, dann nach Marseille. Seine Erinnerungen an das Leben in Deutschland und seine wichtigsten Prozesse erscheinen 1934 in Paris („Les Dessous de la Justice Allemande“) und 1935 in London („Behind the Scenes of German Justice – Reminiscences of a German Barrister 1882-1933“) und wurden 2013 von Jan und Ursula Gehlsen ins Deutsche rückübersetzt, zudem gibt es (Stand 2014) zwei von Heinrich Schwing herausgegebene Bände mit Manuskripten, Briefen und Zeitungs- bzw. Zeitschriftenartikeln.
Vor der Strafanstalt in Berlin –Tegel am 10. Mai 1932:
V.l.n.r.: Kurt Grossmann, Rudolf Olden, Carl von Osietzky, Alfred Apfel, Kurt Rosenfeld (wikipedia/Bundesarchiv)